Haus Herbig

Haus der Vögte,
der Gerberfamilien,
der Dorfgemeinschaft


 

Eine wechselvolle Geschichte hat das heute als Haus Herbig bezeichnete Gebäude. Es steht un gegenüber der Alten Vogtei.
1627 ist es als  Alterssitz der Vogtfamilie Behl gebaut worden. Ganz sicher gehört es auch damals schon zu den stattlicheren Häusern des noch kleinen Dorfes. Der inzwischen wieder freigelegte Brunnen im Keller des Hauses mit seinen 1,25 Metern Durchmesser ist für ein Privatgebäude ziemlich groß. 

Das hat aber Behlens Haus 1758 beim Großen Brand in Burbach nicht geschützt. Wie rund 160 andere Gebäude im Ort ist es ein Raub der Flammen geworden. Heute erinnert ein Stein im Sockel an diesen schrecklichen Tag. In der Folgezeit haben viele Menschen, die alles verloren hatten, Burbach verlassen. So 1760 auch vier Brüder der Familie Stockmann, deren Familien-Clan aus Amerika erst 239 Jahre später über die Internet-Seiten des Heimatvereins wieder Kontakt nach Burbach anknüpft.

1762 wird das Haus Herbig von der Gerberfamilie Löhr wieder neu aufgebaut. Damals hat das Haus noch nicht die heutige Größe: Zweimal wird es noch erheblich verlängert, was auch heute noch deutlich zu sehen ist. Später heiratet ein Gerber Herbig in die Familie ein, unter diesem Namen ist das Haus nun bekannt. Der "Lohbau" ist die Lohgerberei der Familie gewesen.

1937 kommt das Gebäude ins Eigentum der Gemeinde. Zeitweise wird es als Arztpraxis genutzt, die später eingerichteten Schlichtwohnungen tun dem Haus nicht gut, mitten in der Ortsmitte verkommt es zusehens. Ein neuer Eigentümer verwirklicht die angekündigte Sanierung nicht.

1994 Der Heimatverein kauft das Haus:

1994 ist das traditionsreiche Haus in einem ganz schlechten Zustand. Im Heimatverein beschließt man, das Ortsbild zur eigenen Sache zu machen und das Haus zu kaufen. Das Äußere kann schon in den ersten Monaten schnell verbessert werden. 

Der Aufruf zur Hilfe findet im Dorf ein eindrucksvolles Echo: Viel Geld wird zusammengelegt. Noch größer ist der persönliche Arbeitseinsatz zahlreicher Helfer, die teilweise über vier Jahre lang stetig am Haus arbeiten. Diesen Helfern ist es zu verdanken, daß sich das Haus Herbig nun wunderbar restauriert zeigt und überall Anerkennung findet. Das auch bei der Gemeinde Burbach, die nachträglich den früher beim Vorbesitzer erzielten Kaufpreis an den Verein erstattet, und bei der NRW-Stiftung, die das Projekt mit 200.000 DM fördert.

Am 26. Juni 1998 wird das Haus Herbig wieder eingeweiht.

"PAX INTRANTIBUS" ist eingeschnitzt in den Flurbalken zu lesen: auf Deutsch "Friede den Eintretenden". Das ist der Eingangsspruch vieler nassauischer Rathäuser. Damit wird nun die Dorfgemeinschaft im Haus Herbig willkommen geheißen.

Tatsächlich kommen zahlreiche Leute ins Haus:

Vorträge zu historischen Themen finden regelmäßig statt. Inzwischen ist das gemeinsame Schmücken der Weihnachtsbäume mit der Grundschule zur Tradition geworden. Aber auch kleinere Familienfeiern sind möglich.

Der Keller des Hauses Herbig bietet darüberhinaus notwendige Lagerräume für die sonstigen Aktivitäten des Heimatvereins und die Küche, in der z.B. beim Museumsfest die Deckelsplätze vorbereitet werden:

Auch heute noch ist das Haus Herbig ein Platz, an dem viel gemeinsam gearbeitet wird. Mit viel gemeinsamer Freude am Erreichten. Es ist gut, wenn die unterschiedlichsten Leute im Ort zusammen etwas anpacken und ihre Ideen einbringen können.

Das Archiv des Heimatvereins ist im ersten Stock des Hauses zu finden. Umfangreiche Literatur, Fotosammlungen und alte Zeitungen stehen hier zur Verfügung.

Neben einem kleinen Büro gibt es im ersten Stock auch noch eine vermietete Wohnung. Das wertvolle Haus soll unter ständiger Aufsicht stehen.

Das Druckerei-Museum im Haus ist voll funktionsfähig. Zahlreiche Bleischriften liegen wohlsortiert in den Setzkästen. Zwei Druckstöcke stehen zur Demonstration zur Verfügung und schon manche Einladungskarte des Vereins ist dort entstanden.

Ausstellungen werden z.B. auch in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, anderen Vereinen oder der Kirche im Vogtei-Zimmer des Hauses organisiert. Besuchern kann dann meistens sogar ein Kaffee angeboten werden.



Aus der Eröffnungsrede am 26.Juni 1998:

Viele Helfer haben Haus Herbig erst möglich gemacht:

Die Renovierung des Hauses Herbig wäre ohne den beispiellosen Einsatz von über 60 Helfern im Verein Alte Vogtei nicht möglich gewesen. Vor allem der "harte Kern" der Vogtei-Mannschaft hat über Jahre die Arbeit vorangebracht. Bei der Einweihung lobte Vereinsvorsitzender Volkmar Klein die Arbeit der freiwilligen Helfer:
1994 war das traditionsreiche Haus Herbig in einem ganz schlechten Zustand. Ein richtiger Schandfleck mitten im Dorf gegenüber der Alten Vogtei. Im Verein Alte Vogtei war man sich schnell einig: Wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen, nicht nur klagen oder fordern, sondern handeln. Das Ortsbild ist unser aller Sache. Vor vier Jahren hat der Verein das Haus gekauft. Das Äußere konnte schon in den ersten Monaten schnell verbessert werden, nachdem im "Burbacher Brief" damals veröffentlicht wurde: "Helfer bitte bei den drei Arbeitskoordinatoren Karl Ermert, Karl-Friedrich Eckhardt und Gottfried Molzberger melden!" Viele haben sich gemeldet und mitgemacht. Vor allen Dingen hat der "harte Kern" die Arbeit vorangebracht. Dazu gehören außer den drei anfänglichen Koordinatoren Manfred Scholko, Albert Scholko, Werner Diehl, Wolfgang Scholz, Willi Strunk und Hermann Türk, der als Vereinsschatzmeister auch noch jede Menge organisatorische Arbeit zu erledigen hatte. Diesen neun Leuten ist maßgeblich zu verdanken, daß sich das Haus Herbig nun wunderbar restauriert zeigt und überall Anerkennung findet. Anerkennung nicht nur bei der Gemeinde Burbach, die nachträglich den früher erzielten Kaufpreis wieder an den Verein erstattet hat, sondern auch bei der NRW-Stiftung, die uns mit 200.000 DM gefördert hat, und beim Amt für Agrarordnung, das nun noch die Außenanlagen mit 40.000 DM fördern will. Roland Diehl war 1994 Vereinsvorsitzender, hat die Sache angestoßen und mit seinem juristischen Sachverstand begleitet. Viele Vereine haben einen Ehrenvorsitzenden, der selbst nicht mehr so aktiv ist. Das ist bei uns anders: Unser Ehrenvorsitzender Heinz Klein hat sich um unzählige Restaurierungsdetails gekümmert und für die historische Begleitung gesorgt. Er war es auch, der den Eingangsspruch nassauischer Rathäuser in alten Quellen ausgegraben hat: PAX INTRANTIBUS, auf Deutsch "Friede den Eintretenden". Damit wird hier nun die ganze Dorfgemeinschaft willkommen gehei&sztlig;en. Das Haus Herbig war zwar nie ein Rathaus, ist aber 1627 als Wohnhaus der Vögte gebaut worden. Deshalb ist der geschnitzte Spruch hier auch historisch in Ordnung. Die beste Idee ist aber nichts wert, wenn sie keiner ausführen kann. Wir hatten immer Leute, die es konnten. Willy Reifferscheidt, Hugo Hellwig und Ernst Sturm haben die Schnitzarbeiten übernommen. Auch sonst ist viel mit Holz gearbeitet worden, das jedoch nicht mehr aus der Anfangszeit des Hauses stammt: 1758 ist das Haus der Vogtfamilie Behl abgebrannt. Unsere Schreiner Edmund Ebener, Erich Kuhnert und Johannes Mudersbach haben restauriert, was 1762 von der Gerberfamilie Löhr wieder aufgebaut worden war. Damals hatte das Haus noch nicht die heutige Größe: Zweimal wurde es erheblich verlängert. Gemauert worden ist also immer wieder. Bei der Restaurierung jetzt haben Walter Häbel, Gerhart Judt, Erhard Schöppner, Erich Plaßmann und Heinz Reinschmidt die Tradition des Mauern hier fortgesetzt. Unser Ortsvorsteher Waldemar Herr hat den Schornstein komplett neu gemauert. In den heutigen Umrissen gehörte das Haus seit 1937 der Gemeinde und war als Haus Dressler bekannt. Rund 1.500qm umbauten Raum hat das Haus, davon waren besonders im Keller anfangs sehr viele vom Schutt der Jahrhunderte zu befreien. Heute kaum noch vorstellbar, aber bis zum ersten Licht im Keller war es ein weiter Weg. Dafür haben Günter Fries und Willi Cronau gesorgt. Immer haben sich Leute gefunden, die mitgemacht haben. Anfangs war die Endnutzung noch gar nicht so klar, wohl aber das Ziel: Den Schandfleck im Dorf beseitigen. Mitgemacht haben: Hans Werner Debus, Helmut Dornseiff, Erich Benkner, Reinhold Bidler, Hermann Georg, Dieter Gläser, Martin Herr, Ernst Janke, Olaf Janke, Karl Heinz Koch, Heinz Rossek, Nikolei Judenkow, Horst Schmidt, Walter Schöllchen, Bertold Klein und Matthias Eibach. Immer wieder gab es auch viel Freude bei der Arbeit. Nach und nach wurde auch entschieden über die Nutzung unseres Hauses. Unsere maßgebliche Hilfe dabei war unser Architekt Hermann Halbach. Er hat auch ermittelt, was es kostet: Über 900.000 DM. Wir haben viele Spenden bekommen. Die von Rudi Fischer gemachten Keramik-Bausteine mit der Silhouette des Hauses waren beim Geldsammeln gleich zu Anfang besonders wichtig. Vor allem aber war es die Eigenleistung unserer Leute, die das Haus voran gebracht haben. Es war ein weiter Weg, bis daß Magdalene Cronau, Ruth Georg, Frieda Stahl und Irmtraud Schupp die Gardinen häkeln konnten. Wolfhard Lichtentäler (Mickay), Walter Klein und Ernst Hirz haben Bilder gemalt. So manche Putz- und Dekorationsarbeit wurde von Marliese Ermert, Irmgard Scholko, Marianne Sahm, Charlotte Herbig, Elfriede Sahm, Erika Scholz und Ilse Klein übernommen. Der Platz vor dem Haus wird demnächst vom scheußlichen Teer befreit und gepflastert. Die großen Pflasterarbeiten hinter dem Haus sind von Fritz Janczik und Wolfgang Klein geleistet worden. Das Haus ist nun fertig: Ein großes Archiv, eine kleine Wohnung, Räume für Veranstaltungen und die Druckerei. Die schweren Druckmaschinen dafür hat die Jugendfeuerwehr herbeigeschafft und Hans Joachim Born hat dafür gesorgt, daß nun auch gedruckt werden kann.
Bei aller Anstrengung hatten wir alle gemeinsam viel Freude bei der Arbeit. Nun können wir gemeinsam stolz sein auf das Erreichte. Das Haus ist ein Geschenk für unser Dorf.

Volkmar Klein